Die Freiheit des Hamsters im Laufrad

Die Aufwendungen fürs Wohnen sind bei über 90% aller Menschen in Deutschland der mit Abstand größte monatliche Ausgabenposten. Egal ob Miete oder der Kredit fürs Eigenheim. Das war nicht immer so. Noch Anfang dieses Jahrtausends kostete ein WG-Zimmer so um 100 €. Diese Kosten waren auch für Bafög Studenten nebensächlich. Heute kosten WG-Zimmer 600€ und mehr. Vom Bafög bleibt da nur wenig übrig. Gleichzeitig haben die 5 reichsten Menschen der Welt ihr Vermögen seit 2020 verdoppelt. Ihnen und einigen etwas weniger Reichen zahlen wir die so unglaublich erhöhte Miete – und auch das Darlehn für den Hauskredit. Diese gewaltig angewachsene Beschneidung der persönlichen Freiheit betrifft allerdings nicht nur Studenten. Immer mehr Menschen brauchen 2 oder 3 Jobs, um  die steigenden Mieten und die immer teureren Lebensmittel zahlen. Manchen drängt sich dabei im Alltag

Das Bild des Hamsters im Laufrad

auf. Gleichzeitig hören wir immer mehr die Lobpreisungen auf Freiheit und Demokratie in unserem Land. Im Radio ertönt die Freiheitsglocke im Turm des Schöneberger Rathauses, die uns die USA schenkte. Und als wir für den Film SOLD CITY in Singapur drehten, wurden wir überall auf „unsere“ Außenministerin Baerbock angesprochen. Sie pries hier und an anderen Orten Asiens immer wieder die deutsche Demokratie und Freiheit als ultimatives Vorbild, ohne sich auch nur annähernd für die großen Fortschritte dort zu interessieren. Baerbock gilt dort als das Sinnbild deutscher Arroganz.

Freiheit und Demokratie

sind allerdings tatsächlich Werte, die es sich lohnt zu verteidigen. Vor allem in einer Zeit, da ein Herr Höcke für die AFD tönt, man werde im Falle der Machtübernahme „keine halben Sachen“ machen. Um „die Schuttlage der Moderne“ zu beseitigen, werde man „leider ein paar Volksteile verlieren.. , die zu schwach und nicht willens sind“ seiner Politik zu folgen. Dabei komme man “nicht um eine Politik der wohltemperierten Grausamkeiten“ herum. Man könne eben „menschliche Härten und unschöne Szenen nicht immer vermeiden“.  Kaum zu glauben, dass viele Menschen derartiges als Fortschritt empfinden. Nein, das ist eindeutig ein Rückfall in die düstersten Zeiten Deutschlands, als Andersdenkende und anders Abstammende grausamst gefoltert und massenhaft umgebracht wurden. Mit allen Mitteln müssen wir dagegen kämpfen, aber gleichzeitig auch auf die

Grenzen von Freiheit und Demokratie

verweisen. Ein Lehrstück der Undemokratie ist etwa das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, das mit 56,9% eine große Mehrheit fand. Für die Weigerung, dieses demokratische Votum umzusetzen, scheint eine Spende von 600.000€ eines Immobilienunternehmens an die regierende CDU schon auszureichen. Und auch bei den Steuern, wo bleibt da die Demokratie? Große Unternehmen wie Akelius oder Vonovia drücken sich mit Share Deals regelmäßig um die Grunderwerbssteuer beim Kauf von Immobilien. Selbst als Vonovia das zweitgrößte Wohnungsunternehmen Europas, die Deutsche Wohnen, kaufte, zahlte sie keinen Cent Grunderwerbssteuer. Alle normale Menschen müssen beim Kauf von Immobilien immer Grunderwerbssteuer zahlen. Warum werden diese Art Schlupflöcher für Konzerne nicht abgeschafft? Man möchte es sich nicht mit den Investoren verderben. Das sagt auch die AFD. Ihr Wirtschaftprogramm ist absolut neoliberal.

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