Inflation,Mieten und Enteignung
In den vergangenen Jahrzehnten wurde nach und nach die Miete zur größten Einzelausgabe des Budgets fast aller Mieter*innen. Doch nun in der Zeit der Inflation erhält das Thema Miete noch einmal neue Brisanz.
Indexmieten
Seit ein paar Jahren setzt sich bei Neuvermietung in sämtlichen Wohnungsbaualtersklassen immer mehr der sog. Indexmietvertrag durch. In diesen Mietverträgen steigt die Miete in der Höhe der Inflation. Bei den Neubauten von 2011 bis 2015 machen die Indexmietverträge bei Neuvermietung zum Beispiel in Hamburg sogar schon fast die Hälfte der Mieterhöhungen aus. Gerade Haushalte in teuren Neubauwohnungen werden so mit massiven Mietsteigerungen belastet. Allerdings belasten diese Steigerungen auch alle anderen Mieter*innen. Denn der Mietenspiegel ist kein Spiegel aller Mieten in einer Stadt. Er spiegelt im Wesentlichen die Mietsteigerungen der Neuvermietungen. Das hat in Hamburg, wo man stolz auf jährlich 10.000 teure Neubauwohnungen ist, in den letzten Jahren zu überdurchschnittlichen Mieterhöhungen in der ganzen Stadt geführt. Die an die Inflation gekoppelten Indexmietverträge werden nun den Mietenspiegel noch weiter nach oben treiben und damit die Mieten aller.
Betriebskosten
Die zweite Quelle der Mieterhöhungen sind aktuell und vor allem in nächster Zukunft die steigenden Betriebskosten. Dies ist zum einen durch die ausbleibenden russischen Gaslieferungen begründet. Aber gerade bei privaten Wohnungskonzernen wie Vonovia sind durch Insourcing der Gas-, Strom-, Abfall und Internetunternehmen die steigenden Betriebskosten seit Jahren eine Quelle munter sprudelnder Rendite – und jetzt vor allem in Zeiten steigender Energiekosten. Die eigenen Subunternehmer schreiben dem Mutterkonzern fast beliebige Rechnungen und machen steigende Betriebskosten zur einer Sache von höchster Intransparenz.
Inflation als Enteignung
Nicht nur durch höhere Mieten werden wir ärmer. Die Inflation ist insgesamt eine Enteignung. In Deutschland bleibt man gelassen, denn an all dem „ist ja Putin schuld“. Wer glauben will, glaubt. Doch faktisch ist das eine weltweite Inflation. In Ländern wie Großbritannien, die niemals von russischem Gas und Öl abhängig waren, ist die Geldentwertung sogar höher. Nur das gigantische Gelddrucken aller westlichen Regierungen und Zentralbanken in den vergangenen und der gegenwärtigen Krise hat die Inflation geschaffen. Allein zu Beginn der Coronakrise hat die EU 750 Mrd. EUR aus den Nichts geschaffen. Das waren sogar gehebelte Milliarden – hoch riskante Derivate. Natürlich gab es das auch schon in der Finanzkrise.
Doch der Krug rennt zum Brunnen, bis er bricht.
Davor haben wir schon vor zweieinhalb Jahren in „Wer rettet wen? – Reloaded“ gewarnt. Diese gigantische Verschuldung hat erst Banken und jetzt vor allem gefährdete Konzerne wie Lufthansa und Uniper gerettet. Seit Corona sind davon auch einige Brosamen beim gemeinen Volk gelandet, aber nicht zufällig haben die Reichsten der Reichen ihr Vermögen in den letzten 2 Jahren mehr als verdoppelt. Wir 99% müssen dafür mit Enteignung durch Inflation bezahlen. Für die Enteignung von Deutsche Wohnen&Co haben vor einem Jahr 59% der Berliner*innen gestimmt. Seither wurde nur eine Expertenkommission eingesetzt und alles getan, um die Umsetzung des demokratischen Votums zu verhindern.
Enteignung der Massen erlauben – Enteignung der Wohnkonzerne verhindern ???