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FILMKRITIKEN

https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/sold-city-2024Das Regie-Duo Leslie Franke und Herdolor Lorenz, das sich bereits mit „Wer rettet wen?“, „Der marktgerechte Patient“ und „Der marktgerechte Mensch“ in Abgründe unseres kapitalistischen Systems vorwagte, wirft in seinem neuen Zweiteiler einen Blick auf das Thema Wohnen.

https://brutstatt.de/2024/05/31/sold-city-wenn-wohnen-zur-ware-wird/

Die „Doku von unten“ „Sold City – Wenn wohnen zur Ware wird“ betrachtet das Phänomen Wohnungsmarkt in zwei zusammenhängenden, aber auch einzeln wirkenden Filmen mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.

Kein Infotainment sondern Dokumentieren von Zuständen

Die beiden Filme „Sold City“ haben es in sich. Das Thema ist bei aller Wertschöpfung hochemotional, gerade weil so viele Menschen davon betroffen sind, was auf den Wohnungsmärkten der Welt passiert. Ob die Entwicklung unaufhörlich turbokapitalistisch entfesselt weitergeht, hängt auch davon ab, wie die beteiligten Akteure agieren. Der Ruf nach einer ordnenden Hand der Politik ist berechtigt, immerhin soll eine Regierung ihrer Bevölkerung in gewisser Weise dienen. Doch es gibt kaum einfache, schnelle Lösungen. Enteignung von Wohnungsbaukonzernen radikal erscheinen, eröffnet aber zumindest Denkansätze. Oder auch: Wann ging das Soziale in „Soziale Marktwirtschaft“ verloren und wie bekommen wir es zurück.

https://www.spielfilm.de/filme/3010756/sold-city

Sold City beleuchtet die Vernichtung von bezahlbarem Wohnraum in Europa und insbesondere in Deutschland. Der Film präsentiert tiefe Einblicke in die neoliberale Politik, die seit der Jahrtausendwende dazu geführt hat, dass Wohnraum eine lukrative Geldanlage statt einem Menschenrecht geworden ist. Es zeigt, wie internationales Kapital zunehmend den Wohnungsmarkt bestimmt und wie der gut etablierte deutschen Mieterschutz zugunsten des Kapitals aufgeweicht wurde. Sold City ist ein kraftvolles Plädoyer für den Widerstand gegen diese Entwicklung und stellt Alternativen zur gegenwärtigen Situation vor.

  https://www.links-bewegt.de/de/article/872.wem-geh%C3%B6rt-die-stadt.html

Die Monetarisierung von Allgemeingut ist das Lebensthema der Filmemacherin Leslie Franke und ihres Kollegen Herdolor Lorenz. Hatten sie sich zuvor bereits die Wasserversorgung („Water Makes Money“, D 2010) und das Gesundheitswesen („Der marktgerechte Patient“, D 2018) vorgenommen, blicken sie mit ihrem neuen Werk „Sold City“ drei Stunden lang auf die Wohnungsmärkte. Wobei sie schon bei dem Begriff einhaken: Ein „Markt“ war das Wohnen lange eher nicht. Große Teile des Sektors wirtschafteten viele Jahre gemeinnützig – ein Grundprinzip, das die Linke in der Wohnungspolitik wieder einführen will.

 Den Macher:innen geht es nicht um cineastische Belange und auch nicht um Film-Ästhetik sondern um das Aufzeigen von Missständen und Möglichkeiten der Einflussnahme. …Aber das hat durchaus Methode und Berechtigung angesichts des avisierten, selbst betroffenen Publikums. Wohnen müssen wir schließ0lich alle, sagt der Wiener Bürgermeister zurecht.

….Die Beispiele aus dem Leben scheinen so himmelschreiend ungerecht und fordern emotionale Anteilnahme. Dennoch gelingt es den Filmen zumindest Lösungsansätze oder Alternativen anzubieten: ......Die bietet dann der zweite Teil von „Sold City“. Am Beispiel der Wohnungspolitik Wiens und Singapurs lassen Franke und Lorenz eine Ahnung aufkommen, wie es auch anders gehen kann.

„Sold City“ ist aufgrund seiner Länge und vielleicht auch wegen der Wucht seines Inhalts zweigeteilt. Ein immenses Werk mit Haltbarkeitsdatum, wie alles von diesem Regie-Duo. … Mag der Film auch vordergründig keine ganz so spektakulären Bilder bieten, ist er doch ein soziales Kunstwerk: Solche Projekte hätten eigentliche goldene Palmen oder Bären verdient.

 

https://www.unsere-zeit.de/wem-gehoert-die-stadt-3-4792347/

Die Filme schlagen eine Brücke von der Solidarität der direkt Betroffenen untereinander hin zur Notwendigkeit eines darüberhinausgehenden Widerstands. Die analytischen Grundlagen liefert der Berliner Stadtsoziologe Andrej Holm, der in kurzen Einblendungen die politisch-ökonomischen Hintergründe von Mietenwahnsinn und Ausverkauf erläutert. Das gelingt meist treffsicher, etwa wenn Holm den „sozialen Wohnungsbau“ als „Subventionierung privater wirtschaftlicher Interessen mit einer sozialen Zwischennutzung“ charakterisiert.

Es sind die  Bilder, mit denen es den Machern der zweiteiligen Dokumentation „Sold City“ gelingt, den Wahnsinn auf dem deutschen Wohnungsmarkt konkret zu machen……

Wer der Gerichtsvollzieherin zusieht, die begleitet von einem Polizeitrupp durch die Straßen stapft, während ein alter Mann in seiner Wohnung hockt und auf den Rauswurf wartet, erkennt sofort, dass der vermeintlich geordnete „Rechtsweg“ nur ein weiteres Instrument zur Durchsetzung der gleichen Interessen ist….

Leslie Franke und Herdolor Lorenz, die „Sold City“ gedreht haben, lassen keinen Zweifel daran, auf wessen Seite sie stehen. Ihre „Filme von unten“ kommen nah heran……..

Gerade im zweiten Teil wird mithilfe dieses geweiteten Blickes deutlich, dass die zentrale Frage der Wohnungsproblematik die nach dem Eigentum an Grund und Boden ist. Stück für Stück fügt sich alles zusammen: Kapitalüberschüsse, die angelegt werden müssen und ins „Betongold“ abfließen. Das Agieren der Konzerne, die Kosten senken und Mieten erhöhen, um den Gewinn zu steigern, und die Abhängigkeit der Mieter, deren Existenz bestenfalls geduldet wird, solange sie für die immer höhere Verzinsung des eingesetzten Kapitals aufkommen können……..

Selten wurde die dramatische Situation am Wohnungsmarkt so eindrucksvoll aufgefangen. Die begleiteten Proteste zeigen Ansatzpunkte für eine mögliche Gegenwehr. Dabei muss vieles offen bleiben, etwa die endgültigen Auswirkungen der innerhalb des Films mit großer Sympathie begleiteten Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen!“ in Berlin. Doch gerade hier bieten sich Möglichkeiten für produktive Diskussionen im Anschluss an einen interessanten Filmabend.