So sehr das Wohnen in der Stadt unsere Existenz und unser Lebensgefühl bestimmt, verunsichert immer mehr Mieter*innen das Gefühl einer Bedrohung. Deshalb soll es die Aufgabe des Films sein, die blind machende Angst der Bedrohten zu durchbrechen und Strukturen vor Augen zu führen, die sehender und handlungsfähiger machen. So schreibt ein Heer von Analysten, der einzelne sei selbst schuld. Die immense Nachfrage nach Quartier in Städten sei die Ursache der hohen Mieten. Hier zeigt der Film, dass vor der Finanzkrise trotz derselben Nachfrage sowohl die Miet- als auch die Immobilienpreise durchschnittlich stagnierten. Erst die Krise ab 2008 änderte alles. Die Zuschauer erleben, wie sich danach für Reiche wesentliche Anlagemöglichkeiten verschlossen und innerstädtische Immobilien attraktiv wurden – nicht zuletzt aufgrund der Nullzinspolitik, durch die Kredite für den Immobilienkauf fast nichts mehr kosten.
So lebt der Film von der Dialektik des vertrackten Seins und der Erkennbarkeit der Ursachen. Der Maßstab der Gestaltung ist das Ziel, nicht noch mehr Angst zu schüren, sondern reale, lebbare Alternativen deutlich zu machen. Der Film soll motivieren und Wege aufzeigen, um stark zu machen, dass Wohnen als Menschenrecht nicht weltweit ersetzt wird durch einen Wohnungsmarkt, der immer mehr Menschen an den Rand drängt.
Der Film entsteht in Anlehnung an unsere vom Kulturmagazin „Titel, Thesen, Temperamente“ zu den „Best of 2020“ gewählten Filme „Der marktgerechte Mensch“ und „Der marktgerechte Patient“. Ihr Erfolg war durch die Pandemie nicht zu bremsen, obwohl das zahlungspflichtige Streamen mit anschließendem Filmgespräch via Konferenzplattformen kein vollwertiger Ersatz für Kinoveranstaltungen ist. An den Erfolg dieser beiden Filme anlehnend nun auch der Untertitel des neuen Films „Der marktgerechte Mieter“, der im Gegensatz zum Titel „Sold city“ in den verschiedenen Sprachversionen übersetzt wird. „Sold city – Der marktgerechte Mieter“ wird damit zum dritten Teil einer Trilogie.
Stets den Fakten verpflichtet, werden wir es strikt vermeiden, abstrakte Weisheiten zu verkünden. Jeder Sachverhalt speist sich aus der Geschichte der Protagonist*innen Abstrakte Zahlen werden am Schicksal Einzelner verdeutlicht. Der Gegensatz von sterilem Immobilienreichtum zu der wachsenden Unsicherheit der Menschen ist die Ästhetik eines Films, der Verständnis schaffen und Mut machen will, sich einzumischen.